Mittwoch, 16. März 2011

Mehr über den Weinbau

Sodele, back to work. Ein Bild möchte ich Euch noch zeigen vom Rückweg von Kinloch nach Gibbston:

Und da es ja so viel Neues gerade nicht gibt wollte ich Euch ein bissle mehr von meiner Arbeit erzählen.
Als Erstes muss ich mal sagen, dass ich es echt unglaublich finde, wieviel Arbeit in so einer Flasche Wein steckt. Es ist mir unbegreiflich wie man in Deutschland eine Flasche Wein für unter 2 Euro bekommen kann.
Man ist das ganze Jahr auf dem Weinfeld beschäftigt, es gibt immer Arbeit. Pflanzen beschneiden, die Ranken so hinmachen, dass sie dann auch so wachsen wie man es möchte, Drähte spannen, an denen die Reben entlangranken können, diese Drähte dann regelmäßig umspannen, damit die Reben nach oben wachsen und nicht kreuz und quer. Und die Drähte zusammen clippen. Und dann kam ich ins Spiel als man die Blätter entfernen musste, die sogenannten "Schultern" abschneiden musste (sind so zusätzlich Triebe, die nur grüne unreife Trauben produzieren, die nicht reif werden aber Energie wegnehmen) und die überschüssige Frucht abschneiden musste. Ich muss gestehen, ich weiss nicht, wie das alles auf Deutsch auf fachmännisch heisst, aber hier nent man das "Pruning", "Wire-Lifting", "Cane-Straightening", "Clipping", "Shouldering", "Leaf- Plucking" und "Fruit-Dropping".
Ach ja, und dann gibt es noch so kleinere Jobs wie den gesamten Rasen zu mähen (mit so einem Mini-Traktor, wie bei Forest Gump, macht voll Spaß), Unkraut (v.a. Disteln) zu jäten und Netze aufzuspannen.
Die Netze haben wir vor 2 Wochen aufgespannt, damit die Vögelchen uns nicht die ganzen Trauben wegessen, jetzt wo sie reif sind. Sieht zwar nicht mehr so schön unberührt aus jetzt, aber ist halt nötig:

Unter den Netzen sieht das dann so aus:

Zum Glück bin ich so klein, da muss ich mich unter den Netzen gar nicht bücken, größere Menschen hätten da bald Rückenschmerzen.
Ja, und Harrison ist auch immer dabei.

Hier steht er an der Stelle, wo Ulrike und Denis demnächst ihr neues Haus hinbauen. Ist aber auch gut, dass er da ist, ich habe immer so viel Zeug dabei. Hab ja schonmal kurz erwähnt, dass es nachts schon ganz schön abkühlt und morgens ist es so frisch, dass ich mit Hose, Regenhose, T-Shirt, fleece, Gore- Tex-Jacke, Gummistiefeln und 2 Paar Socken und Mütze anfange zu arbeiten. Spätetstens gegen 11 Uhr ziehe ich dann alles bis auf Hose und T-Shirt aus. Und dann muss ich mich entschieden ob ich zuerst ein Spray gegen die lästigen Sandflies auftrage oder die Sonnencreme. Dann wechsle ich meistens auch zu meinem Sonnenhut, damit ich keinen Sonnenstich bekomme.
Dann bauen wir ja im Gibbston Valley 2 verschieden Weine an, Pinot Grigio und Pinot Noir (Bioprodukt). Auf einem gemietetem Weinfeld in Cromwell bauen sie auch noch Riesling an (der sagenhaft schmeckt), aber da arbeite ich nicht. Der Pinot Grigio wird im gleichen Jahr , in dem er geerntet wird in die Flaschen gepackt und verkauft, der Pinot Noir reift ein Jahr im Fass und dann noch ein Jahr in der Flasche, kommt also erst 2 Jahre später in die Läden. Hier mal ein Bild vom Pinot Noir, der schon fast reif ist.

Ich mag allerdings den Pinot Grigio lieber, als bekennender Weissweintrinker sowieso, aber auch weil er so viel mehr Arbeit macht, der braucht einfach mehr Zuwendung, weil er nicht so schön wächst (dafür hassen ihn die meisten, aber ich mag ihn deswegen lieber). Und jetzt hat gerade der Pinot Grigio noch ein anderes Problem: Er hat Botrytis, oder Edelfäule. Man kann aus Weissweintrauben mit Botrytis auch  oder Auslesen oder Beerenauslese herstellen, aber das wollen wir nicht, wir wollen ja unseren Pinot Grigio haben. Deswegen habe ich Tage damit verbracht jedes einzelne Traubenbündel anzuschauen und die mit Schimmel rauszuschneiden, mit dem Traktor wegzufahren und zu vergraben, damit die Sporen sich nicht verbreiten. Ich hoffe es bringt was, wäre schade drum.
Jaja, jdenfalls rupfe ich momentan wieder Blätter von der Westseite des Pinot Noir, danach werden wir sehen was als Nächstes ansteht.
Macht mir immer noch total Spaß, bleibe hier noch eine Weile. Hab das Gefühl endlich richtig angekommen zu sein.

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